Von Sascha Hoffmann
Kassel - In dem schmächtigen Typen, der so wunderbar beseelt über die Schlachthofbühne taumelt, vermutet man alles, nur nicht diese Stimme - mal rotzig, dann ganz sanft, immer aber mit dieser unaufdringlichen Vehemenz. Profitierend vom überdimensional großen Herzen das sie speist, wächst sie an den Worten, die sie singen darf und zehrt von den Erinnerungen, Sehnsüchten und Widersprüchen dieser Welt, die ihr emotionsgeladen und tief gehend serviert werden.
Mit Max Prosa durch die Welt zu vagabundieren, muss ein Privileg sein. Die facettenreichen Nuancen der Stille, die farbenfrohen Lichter der Phantasie und die vielschichtigen Seiten der Melancholie zu einem derart beflügelnden Mix zusammenzufügen, das gelingt in der deutschen Singer/Songwriter-Szene nur Wenigen.
Warum der Berliner dennoch auch üb
er zehn Jahre nach seinem gefeierten Erstlingswerk „Die Phantasie wird siegen“ noch immer überwiegend kleinere Lauschergruppe verzaubert, bleibt dabei ein Rätsel, wird der 33-Jährige schließlich nicht grundlos in einem Atemzug mit Namen wie Bob Dylan genannt.
Vielleicht soll es so sein, könnte er im riesigen Stadion, wie er es selbst sagt, wohl kaum ein Konzert zu einem derart intensiven Liederabend machen, wo das Mitsingen auf so wunderbare Weise funktioniert. Nach innen wie nach außen. Gemeinsam geht es hier auf die Suche nach Antworten, gefunden wird nicht selten „Ein Funke vom höheren Glück“, Happiness oder Spaß - jedem so, wie er es will.
Auch wenn Prosas Musik nicht unbedingt tanzbar ist, so möchte man doch nur zu gern um das imaginäre Feuer tanzen, das er zu Beginn vor der Bühne entfacht hat. Seine musikalischen Begleiterinnen Liv Solveig (Geige, Keyboard, Gesang, Gitarre) und Maria De Val (Schlagzeug, Gitarre, Gesang) tun ihr Übriges dazu und lassen die Musik dieses faszinierenden Liedermachers noch ein Tacken heller strahlen, selbst wenn es „tief ins Gefängnis der Welt“ geht, wie im Klassiker „Flügel“, den „The Voice Kids“-Sieger Egon Werler gerade ins Jetzt zurückgeholt hat.
Düster wird auf magische Weise hell, Ängste werden in „Wozu, wozu, wozu?“ fortgetragen und man erkennt nach Jahren des Zwangsentzugs die Bedeutung von Live-Musik als Seelenfutter wieder. Das tut einfach gut, und am Ende eines umjubelten Konzerts ist man als Genießer mindestens so beseelt wie Max Prosa selbst.
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